Theaterstück „High Society“ feierte eine gelungene Premiere

Turbulenzen im Hause „Lord“

Die Premiere von „High Society“ war ein voller Erfolg. Weitere Spieltage finden statt am 4. und 5. Juli sowie am 9., 10., 11. und 12. Juli. Da hat sich der Burgtheaterverein Mitterfels was einfallen lassen, denn schon im Burghof hatten die Gäste das Gefühl, in den 50er-Jahren angekommen zu sein. Ein schicker Cadillac zierte am Premierenabend am Donnerstag den Hof. Der Zutritt zu den Tribünen ist verhangen, man kann einen kleinen Blick auf die Bühne erhaschen, wenn man von oben hinüberschaut. In der Scheune, die zu der ganzen Burganlage gehört, ist das Catering versteckt. Petra Stompe und Rosi Kräh waren ordentlich am Werkeln, um es gemütlich zu gestalten.

 

Das uralte Gemäuer des ehemaligen Gefängnisses, heute Museum, wird von den Schauspielern als Masken- und Umkleideräume genutzt. Klaudia Salkovic-Lang, sie hat die Einstudierung der Solisten- und Chor-Parts übernommen, ist beim Einstimmen behilflich. Auf den Sitzen dann Platz genommen, ist man erst einmal von der Bühne überwältigt. Martin Griesbeck und sein Team der Bühnenbauer haben hier sehr gute Arbeit geleistet.

Das gesamte Stück spielt quasi im hinteren Teil des Hauses, im privaten Garten. Sogar ein Teich wurde gebaut, umgeben von Pflanzen und Teichrosen.

Mit einer beschwingt klingenden Ouvertüre beginnend, begehen dann Butler und Dienstmädchen die Bühne voller Swing und Elan. Witzig wie steif sich ein junger Mensch aus der heutigen Zeit benehmen kann, um einen Butler darzustellen. Lukas Butterworth und Florian Maier haben darin vollen Erfolg. Die Dienstmädchen tanzen, lachen, singen und arbeiten sich emsig durch das Stück. Die vier jungen Dienstmädchen, dargestellt von Kathrin Sagstetter, Marie Artinger, Luisa Menacher und Selina Kräh, bewegen sich immer wieder sehr erfrischend auf der Bühne.

Die Musik klingt wie eingespielt und man würde gar nicht daran denken, dass es Livemusik ist, wenn man es nicht wüsste. Zu verdanken hat man das Stefan Lang mit seinem Projektorchester, die über Monate an der gesamten Klaviatur gearbeitet haben.

Das Lied „High Society“ ist ein gelungener Einstieg in den Musicalabend. Die Dame des Hauses, Margret Lord (Anneliese Kienberger), scheucht ihre Bediensteten mit der vornehmen Art, die von einer reichen Lady erwartet wird, durch die Gegend, um ihren Brunch einzunehmen. Überzeugt bringt Anneliese Kienberger die Rolle der Margret auf die Bühne.

Die jüngste Tochter Dinah (Simone Steininger) ist frech und nimmt sich vieles heraus, was von einer „Lord“ nicht erwartet wird. Simone Steininger zieht hinreißend das Publikum in den Bann, ihre Schwester auf einen anderen Weg zu bringen. Die ältere Tochter, um die es in diesem Stück geht, kommt gerade vom Reiten und ist sichtlich nervös. Es ist der Tag ihrer zweiten Hochzeit. Was soll sie nur tun? Aus dieser verfahrenen Situation gibt es wohl kein Entkommen. Es stellt sich heraus, dass sich Tracy Samantha Lord (Tatjana Schmeißl) in der High Society verloren hat. Gekonnt und sehr überzeugend gespielt bringt Tatjana Schmeißl die facettenreiche Gefühlswelt der „Sam“ auf die Bühne. Zum Verdruss einiger platzt am Hochzeitstag auch noch ihr Verflossener herein. C.K. Dexter Haven (Steven Segler), charmant und etwas verschmitzt, bringt die Gefühlswelt seiner „Sam“ komplett durcheinander. Gänsehaut gibt es bei dem Lied „True Love“, das die beiden Hauptdarsteller wunderbar darbieten. Mit „Es ist richtig für mich“, gesungen von Tatjana Schmeißl, und „Er ist schon okay“, gesungen von Hanna Turowski, sind das nur kleine Beispiele von mehrmaligem Ohrenschmaus. Dexter hat sein Segelboot mit dem passenden Namen „True Love“ als Hochzeitsgeschenk dabei.

Reporter, die eine Schlagzeile wittern, finden sich in einem Tohuwabohu wieder. Die Lord-Töchter machen sich einen unglaublichen Spaß daraus, die Reporter an der Nase herumzuführen. Tracy und Dinah, Ballett tanzend und Französisch sprechend, spielen den Reportern die „High Society“ vor. In Tutu und Spitzenschuhen wird die Presse auf sehr lustige Art gefoppt. Der Hausherr, Seth Lord (Klaus Kleine), möchte seine Angetraute wieder für sich gewinnen. Die Klatschpresse ist da jedem ein Dorn im Auge, denn Familie Lord hat einiges zu verbergen. Seth Lord kommt nämlich gerade erst von seiner Affäre zurück. Onkel Willie (Josef Simmel) steigt gerne dem weiblichen Geschlecht hinterher, am besten mit einer Flasche Schnaps in der Hand. Der Bräutigam Georg Kittredge (Manfred Schudy) versucht teils cholerisch, teils melancholisch seinen Platz in der High Society zu behalten. Als Golfspieler getarnt, versucht er, Anerkennung bei den reichen Leuten zu gewinnen. Mike Connor (Gerhard Artinger) ist der zweite Nebenbuhler, mit dem sich George auseinandersetzen muss.

Dieser wird jedoch heimlich von seiner Kollegin Liz Imbrie geliebt. Liz Imbrie, von Hanna Turowski mit gekonntem Witz dargestellt, muss noch warten, bis das eintrifft, was eintreffen soll. Gerhard Artinger setzt seine Rolle gelassen um, indem er keinen rasenden Reporter spielt, sondern einen eher undurchschaubaren Charakter darstellt.

Straubinger Tagblatt, 4.7.2015, es

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